Ausloten. Medienwissenschaft in Zeiten der Klimakatastrophe

Workshop der AG Medienwissenschaft und politische Theorie in der Gesellschaft für Medienwissenschaft, Düsseldorf, 14.-15.3.2024

Organisation: Alina Valjent, Christoph A. Büttner, Deborah Wolf

Klima hat Konjunktur – auch in medienwissenschaftlichen Publikationen. Gleichzeitig scheint sich der disziplinäre Spalt zwischen kommunikations- und kulturwissenschaftlich ausgerichteter Medienwissenschaft auch in der Forschung rund um Klima und Klimawandel der letzten zwei Jahre zu wiederholen. So fragt der in diesem Jahr erschienene Band Klima(wandel)kommunikation (Wolling/Becker/Schumann 2023) etwa nach den Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation im Angesicht des Klimawandels (Engels 2023), typologisiert Bevölkerungssegmente aufgrund von Wissen und Einstellungen zur Energiewende (Arlt/Schaller/Sultanova 2023) oder verfolgt die deutsche Printberichterstattung rund um Greta Thunberg (Schmid-Petri/Korpowski 2023). Auch der eher populärwissenschaftliche Band Medien in der Klimakrise setzt bei der medialen Öffentlichkeit an und formuliert aus kommunikationswissenschaftlicher und journalistischer Perspektive Empfehlungen an Medienschaffende (Brüggemann/Götze 2022).


Was der Klimawandel ist und was er für uns bedeutet, ist eine medial vermittelte Realität. Die Medienwissenschaft kann einen wichtigen Beitrag zu deren Verständnis leisten. Dazu gehören theoretische und methodische Ansätze, mittels derer die Mechanismen der Wahrheitsproduktion und Kommunikation im Allgemeinen reflektiert werden können. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Verhandlungen des Klimawandels als Stoff in Literatur und Film, über die sie nicht zuletzt zum Thema unseres Faches werden (ua.: Dürbeck/Probst/Schaub 2022; Orasmus 2023; Teigler 2022). Die häufig eurozentrischen und konzeptionell wenig diversen Grundlagen der dabei zum Einsatz kommenden Narrative, Utopien und Dystopien hat zuletzt Carl Death (2022) problematisiert und die Debatte um afrofuturistische Erzählungen erweitert. Denn trotz des scheinbar inhärent kritischen Impetus’ der Beschäftigung mit dem Klimawandel erscheint der dominante wissenschaftliche Diskurs, so stellt Death mit Sheila Jasanoff (2010) fest, häufig seltsam apolitisch. Dabei böte gerade eine kulturwissenschaftlich ausgerichtete Medienwissenschaft die (begrifflichen) Instrumente an, um mediale Klimarepräsentationen, die Medienproduktion und -nutzung in kritischer Absicht zu repolitisieren und gleichzeitig reflexiv nach der eigenen diskursiven Bedingtheit, nach den richtigen Einsätzen einer medial informierten Klimakritik zu fragen.


Schließlich richtet die Medienwissenschaft inzwischen durchaus den Blick auf sich selbst, wenn beispielsweise Judith Keilbach und Skadi Loist in Nach dem Film nicht nur die Ökobilanz der Produktion von Film und Fernsehen thematisieren, sondern auch auf die ökologischen Kosten der Rezeption verweisen, die nicht zuletzt im Kontext von Forschung und Lehre entstehen. Konsequent fordern die Autorinnen, Prinzipien der Nachhaltigkeit in einem feministisch und postkolonial reflektierten Sinne auch curricular zu verankern (Keilbach/Loist 2023).
Vor dem Hintergrund dieses diskursiven Feldes untersucht der Workshop die medialen und politischen Bedingungen und Abhängigkeiten, die der menschengemachte Klimawandel schafft und aus denen heraus er geschaffen wurde. Der intersektional und inklusiv positionierte Workshop lädt dazu ein, die Folgen, Ursachen und Entanglements der Klimakatastrophe mithilfe verschiedener Beitragsformate zu diskutieren.

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